Quellen

Das Totenbuch des Speziallagers Buchenwald basiert auf Dokumenten der sowjetischen Lagerverwaltung. Diese Dokumente befinden sich im Staatlichen Archiv der Russischen Föderation (GARF) und sind der Gedenkstätte Buchenwald seit 1993 zugänglich.

Es wurden hauptsächlich die Totenlisten und das sogenannte Lagerjournal herangezogen. Während die Totenlisten nur einige wenige Eckdaten zur Person (Name, Vorname, evtl. Vorname des Vaters, Geburtsjahr, Nationalität, Todesdatum – ab Anfang 1947 teilweise auch Todesursache und Registriernummer) enthalten, wurden im „Lagerjournal“ zusätzlich Geburtsort, Verhaftungsorgan, Inhaftierungsdatum und Haftgrund vermerkt. Angaben zur Todesursache fehlen dagegen generell.

Nicht alle Insassen des Speziallagers wurden im „Lagerjournal“ erfasst. Personen, die nicht in die zentrale Registratur aufgenommen worden sind, sind nicht vermerkt. Dies betrifft ungefähr 30 Prozent der Verstorbenen. Deshalb konzentrierte sich die Arbeit zunächst auf die Totenlisten. Beim Vergleich der Angaben in den Totenlisten mit denen im „Lagerjournal“ wurde festgestellt, dass die Angaben mitunter differieren. Darum wurde das „Lagerjournal“ zur Erarbeitung des Totenbuches herangezogen. Wichtig war in diesem Zusammenhang auch, dass bereits erschlossenes Datenmaterial des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes (Außenstelle Berlin) genutzt werden konnte, wobei aufgrund unterschiedlicher Auswertungsformen eine unmittelbare Übernahme von Daten nicht möglich war. Zusätzlich konnten sowjetische Einlieferungs- bzw. Transportlisten, Suizidprotokolle und Abgabeprotokolle der Personalakten Verstorbener einbezogen werden.

Da die Namen so geschrieben sind, wie sie die Mitarbeiter der sowjetischen Lagerverwaltung bei der Registrierung akustisch wahrgenommen hatten, spiegeln sich auch dialektbedingte Sprachnuancen in der russischen phonetischen Umschrift wider. Nur in seltenen Fällen wurden die lateinischen Buchstaben der deutschen Namen buchstabengetreu in die kyrillische Schrift umgesetzt. In der russischen Umschrift fanden größtenteils weder Dehnungsbuchstaben wie das Dehnungs-h oder -e noch Doppelkonsonanten Berücksichtigung. Deutsche Vokalumlaute (ä, ö, ü) und Diphthonge (vokalische Zwielaute) lassen sich nicht eindeutig rückerschließen. Ein eispiel: der Familienname Köhler. In der russischen Umschrift ist er meist als „Keler“ aufzufinden. Doch „Keler“ steht ebenso für die Namen Kähler, Kaehler, Kaeler, Käller, Kaeller, Kehler, Keler, Keller, Koehler, Köler, Koeler, Köller und Koeller. Erhebliche Probleme bereiten Auslassungen, Schreibfehler und die zum Teil schlechte Lesbarkeit von handschriftlichen wie auch maschinenschriftlichen Dokumenten. Hinzu kommt, dass die Schreibung der Namen in den russischen Dokumenten variiert.

Um den Benutzern des Totenbuches die Suche zu erleichtern, wurde trotz der erheblichen Probleme versucht, die Schreibung der Namen ihrer ursprünglichen Form anzunähern. Das gelang nicht immer. In diesen Fällen wurden die kyrillischen Buchstaben in die deutsche phonetische Umschrift rückübertragen.

Hilfreich waren bei der Rückerschließung folgende deutsche Quellen:

  • Briefe und von den Angehörigen Verstorbener ausgefüllte Befragungsbögen;
  • persönliche Dokumente;
  • Beschriftungen von Grabkreuzen und -steinen;
  • Unterlagen der Initiativgruppe Buchenwald 1945-1950 e.V.;
  • Anfragen der Stiftung für ehemalige politische Häftlinge.

Amtliche Dokumente erhielten im Zweifelsfalle den Vorzug.

Manche der aufgeführten Personen verstarben auf dem Transport nach Buchenwald. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die betreffenden Personen in Massengräbern des Speziallagers Nr. 2 beerdigt worden sind.

Das Totenbuch enthält Angaben zu ungefähr 7.000 Toten des Speziallagers Buchenwald. In der Regel: Name und Vorname, Geburtsjahr bzw. -datum, Geburtsort, Todesdatum bzw. -daten. Diese Angaben sind alphabetisch geordnet. Das vollständige Geburtsdatum und der Geburtsort sind nur beim Vorhandensein deutscher Quellen aufgeführt.

Dr. Bodo Ritscher