Nach 1989

Die politische Wende des Jahres 1989 rückte das Massensterben in den Speziallagern auf dem Gebiet der SBZ/DDR in das Licht der Öffentlichkeit. Zunächst wurden Anfragen zur Geschichte des Speziallagers Buchenwald und zu seinen Opfern eher verhalten vorgetragen. Das Auffinden von Massengräbern in Buchenwald, Fünfeichen, Sachsenhausen und anderen ehemaligen Speziallagern im Frühjahr 1990 entfachte eine durch starke Emotionen gekennzeichnete Debatte. Zugleich stellte sich die Frage, wie künftig mit diesen Orten umzugehen sei.

Im Bereich der Massengräber errichtete die Gedenkstätte Buchenwald im Frühjahr 1990 ein provisorisches Holzkreuz und legte den Weg dahin frei. Bald darauf begannen Familienmitglieder an eben dieser Stelle Grabsteine oder -kreuze aufzustellen. Die „Initiativgruppe Buchenwald 1945-1950 e.V.“ trug dafür Sorge, dass der Weg zu den ersten Grabzeichen befestigt und gekennzeichnet wurde.

Da das Kreuz im Zuge der Befestigungsarbeiten eine Umfassung erhalten hatte und die meisten Angehörigen ihre Grabmale innerhalb dieser Umfassung aufstellten, drängten sich bald Kreuze und Grabsteine auf engstem Raum. Niemand hatte dazu aufgerufen, niemand hatte es so geplant - spontan brach sich die Jahrzehnte verweigerte öffentliche Trauer Bahn.

Anfang 1992 billigte eine vom Thüringischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst eingesetzte Historikerkommission Überlegungen zum weiteren Umgang der Gedenkstätte mit den Gräberfeldern. Vorangegangen waren Gesprächsrunden der Gedenkstätte mit ehemaligen Lagerinsassen und Vertretern der politischen Öffentlichkeit des Landes Thüringen. Parallel ging man mit einem erheblichen Aufwand daran, die zum Teil völlig unkenntlichen Gräber sichtbar zu machen. Später wurde jedes einzelne Grab mit einer durchgehend nummerierten Stahlstele markiert. Jugendliche und ABM-Kräfte lichteten die zugewachsenen Waldbereiche Schritt um Schritt aus. Die Gedenkstätte Buchenwald und die große Mehrheit der Angehörigen stimmten darin überein, auf eine Exhumierung der Toten zu verzichten. Anstelle des Dickichts, das die Toten überdeckte, sollte ein Waldfriedhof treten. Seine funktionale Ergänzung fand das Friedhofsareal mit dem Bau eines Trauerplatzes gegenüber dem seit 1997 zugänglichen Museum zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers Buchenwald, der im Jahre 2002 noch einmal ausgebaut bzw. umgestaltet wurde.

Dr. Bodo Ritscher